An einem schönen Wintertag als ich mit Robert von r2bike einen 20% prozentigen Uphill fröhlich plaudernd (also im Grundlagenbereich, Puls 180 – nur unterbrochen von den Pfeiffgeräuschen meiner Lunge) hinaufglitt, meldete mein leicht gealtertes Hinterteil den dringenden Bedarf, vielleicht den benutzten Vollcarbonsattel zeitnah gegen ein etwas (bzw. überhaupt) gepolstertes Exemplar zu tauschen.

Also rauf auf die verlockende R2-Bike-Seite und im Schlaraffenland der Leichtbausättel gesucht. Da es etwas Gepolstertes sein sollte, blieb ich zunächst beim Speedneedle hängen, dessen Preisausschreibung meine anwesende Tochter zu der Frage verleitete, ob es da ein Rad gleich mit dazu gäbe. Dummes Kind – natürlich, Papa würde doch niemals sooo teure Fahrradteile kaufen. Meiner Frau konnte ich bis dato immer vermitteln, dass ich ausschließlich Räder auf “Baumarktniveau” benutze und deswegen auch ständig Teile verändern muß! Ihr kennt das Spiel sicherlich 😉

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Trotzdem kam ich meiner familiären Verantwortung nach und unterzog den Procraft-Sattel einer eingehenden Betrachtung. Optik okay, vollständig gepolstert, Carbonschale und Gestell aus der geliebten Faser bei 158 Gramm. Also weg von den großen Namen, rein in den “Baumarkt”! Direkt in den Laden, Sattel kommt – erstes Staunen. Stylische Kiste und der Sattel im Microfasersack eingehüllt. Okay, PRC will offenkundig Eindruck machen, dachte ich zunächst. Sattel ausgepackt, nächste Feststellung – sauberst verarbeitetes Carbongestell, nicht zu schmal, feinster Lederbezug, praktischer Kantenschutz – unerwartet wertiger Eindruck!

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Montage zunächst auf einem 100mm Fully. Erster Eindruck – ähnliches Sitzgefühl wie der allseits beliebte SLR aber wesentlich weicher an den Außenkanten. Die leichte Mittelrille bringt in Verbindung mit der relativ geraden, anatomisch angepassten Sitzfläche eine angenehme Druckentlastung des Genitalbereiches. Auf Deutsch, zumindest auf den ersten Kilometern sollte man sexuelle Reize nicht mit Lycrahosen kombinieren!!! Daran änderte sich auch nach drei Stunden im gemischten Gelände nichts. Sehr gut gepolstert, die Schale mit leichtem Flex ohne wackelig zu wirken und bei technischen Passagen kommt man sehr gut hinter den Sattel, ohne auf dem Rückweg hängen zu bleiben. Die Sattelspitze ist auch angenehm weich gepolstert. Ein echtes Top-Produkt. Im Vergleich mit anderen Sättel der 150g Klasse einfach herausragend!

Und weil ich so begeistert war und bin, habe ich den Sattel gleich noch auf den Crosser gebaut, wo er bei deutlich gestreckterer Sitzposition seine Stärken noch mehr ausspielen kann. Da ich durch die etwas kräftigeren Oberschenkel immer Probleme an den Aussenkanten vor der breitesten Stelle der Sättel hatte, gestaltet sich der Procraft als echte Offenbarung. Auch nach reichlich vier Stunden nur leichte Druckbelastung absolut keine Taubheit!

Fazit: Für Normalsitzer mit einem Beckenknochenabstand von ca. 12 bis 14cm ein Topsattel mit erstklassiger Verarbeitung und überragenden Preis-Leistungsverhältniss. Die farbige Prägung auf der Oberseite ist auch nach den ersten Fahrten noch vollständig (siehe Fotos, welche etwa nach 200km entstanden sind). Also, Gutes und Leichtes muss nicht immer teuer sein! ….und mit der Mutti gibt’s auch keinen Ärger 🙂

Ride on! – Bully B.

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