Das ist eigentlich die immer wiederkehrende Frage. Egal ob bei Training oder Wettkampf. Vielleicht sogar für einen Tourenfahrer, um sich die Kräfte besser einzuteilen und auch auf den letzten Kilometern noch genug Aufmerksamkeit für die schöne Landschaft zu haben.

Unbenannt2

Allgemein versucht jeder seine Form zu messen, indem er Puls, Strecke und evtl. Höhenmeter samt Zeit ins Verhältnis setzt. “Ich habe heute 4h mit einem 28-er Schnitt und einem durchschnittlichen Puls von 124 trainiert.”

Aber warum erzählen wir uns eigentlich dann nicht auch gegenseitig: ” Hey, mein Auto kann 53km bei 4.300U/min in 15min zurücklegen” , sondern eher “Es hat 185KW und schafft maximal 250km/h” ? (OK beim Radfahren wären das fast die Profiwerte :D)

Werte
Die Strecke kann jeder leicht messen. Den Puls ebenso. Das Ganze noch schnell in Verbindung mit der Fahrzeit gebracht und vielleicht noch die Höhenmeter in Bezug gesetzt.

Einflussfaktoren
Was war mit dem Gegenwind? Wie war der unebene Untergrund? War es wärmer oder kälter als sonst? Hatte ich ein leichteres Rad oder besser rollende Laufräder? Habe ich im Winter mein Gewicht nicht gehalten und bin schwerer?
All diese Faktoren und noch viel mehr beeinflussen die nötige Anstrengung enorm, ohne dass die oben genannten, leicht messbaren Werte wirklich vergleichbare Aussagen über den tatsächlichen Trainingsaufwand und Fortschritt ermöglichen.

Unbenannt

Beispiel:
Strecke A habe ich immer in 45min zurückgelegt. Heute habe ich mit Gegenwind bei gleichem Puls dafür 55min benötigt.
verschiedene Erklärungen/ Varianten:
1.
ich habe die gleiche Leistung wie immer erbracht, durch die zu verrichtende Mehrarbeit wegen Gegenwind habe ich proportional mehr Zeit benötigt
2.
ich habe eine höhere Leistung erbracht, denn eigentlich hätte die zu verrichtende Mehrarbeit wegen Gegenwind proportional noch mehr Zeit erfordert
3.
ich habe eine geringere Leistung erbracht, denn eigentlich hätte die zu verrichtende Mehrarbeit wegen Gegenwind proportional weniger zusätzliche Zeit erfordert

Wenn Ihr natürlich noch den Wind zu jeder Zeit genau messt, dann könntet Ihr das genau rausfinden 😀
Ähnliches Thema: War ich im Rennen heute sehr gut, oder die Konkurrenten nur schwächer als sonst?

Nie lässt sich dies besser beantworten als mit der Leistungsmessung!

WEITERLESEN…

Persönlich orientiere ich mich, seit ich Ende 2007 das erste Mal ein SRM Kurbel (www.srm.de) genutzt habe, aber nur noch an den Werten durchschnittl. Puls im Verhältnis zur durchschnittlichen Wattzahl.
Auf dieses Verhältnis haben alle o.g. Faktoren keinen Einfluss mehr. So kann man sich auch kaum noch selbst belügen.
Für Variante 1 wäre also die Leistung gleich der Referenzzeit, bei 2. höher, bei 3. geringer. Ohne Wenn und Aber ganz klar feststellbar.

Unbenannt3

Auch unterschiedlich schwere Fahrer (Systemgewicht=Rad+Kleidung+Fahrer) werden so über den Wert Watt/kg gut vergleichbar. Besonders beeindruckend sind so dann die Wattzahlen von ProTour Fahrern z.B. bei der Tour de France. Nie könnte man das sonst so gut zu sich selbst ins Verhältnis setzen. Wenn man selbst schon Schwierigkeiten hat, Dauerleistungen von 280Watt zu erbringen, hören sich 400 Watt und mehr gleich ganz anders an, denn man weiß ja, wie anstrengend es ist, diese auch nur kurzzeitig zu treten.

Und jeder der etwas systematisch trainiert, mit Periodisierung und Trainingsbereichen, der kann absolut sicher sein, dass nichts die verschiedenen Trainingsbereiche besser abgrenzt als die Wattzahl.

“Welchen Nutzen hat das? Ich habe immer nach Puls trainiert, das ging immer und reicht. Und außerdem kostet eine SRM Kurbel sooo viel Geld und macht mich nicht schneller!” – diese Aussagen höre ich sehr häufig.

Sicherlich bin auch ich nicht direkt schneller geworden, nur weil ich mein Training nach den Wattwerten in verschiedene Bereiche aufteile. Anfänglich habe ich sogar beim Grundlagentraining zu sehr auf die Leistungswerte geachtet und dadurch etwas zu intensiv trainiert. Gerade in diesem Bereich sollte man eher nach der Herzfrequenz fahren, hat aber dennoch dann durch die Leistung ein klares Bild, was man effektiv gemacht hat.
Nach 3 Jahren kenne ich aber meinen Körper und seine Reaktion auf verschiedenen Dinge wesentlich besser, weil ich einfach genau weiß, welche Leistung unter welchen Umständen herauskommt, ohne Raten und Mutmaßungen:

– ich kann sehr genau und sauber Intervalltraining absolvieren. (die Herzfrequenz ist verschieden flexibel/ variabel während einer Einheit und allgemein träge)
– ich erkenne besser wenn der Körper mit einem beginnenden Infekt ringt
– ich kann mir meine Leistung im Rennen genau einteilen (gerade bei langen Belastungen, bei Etappenrennen oder nach intensiven Trainingsblöcken ist der Puls dafür kein exakter und vergleichbarer Indikator mehr)

Trainingsqualität spart immer Quantität und Zeit kann sich niemand kaufen.

Obwohl die deutsche Firma SRM der inzwischen älteste und erfahrenste Anbieter am Markt ist, gab es immer wieder andere Anbieter. Viele haben sich aber mit ihren vergleichsweise unausgereiften Produkten (Ergomo) nicht durchgesetzt sind wieder vom Markt verschwunden. Inzwischen beschäftigen sich aber zunehmend größerer Hersteller aus anderen Segmenten (Polar/ Look, Garmin/ Metrigear etc.) mit diesem Thema und es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren hier sehr viel passieren wird. Schon jetzt mit einigem Abstand neben SRM etabliert, sind die Powertab-Naben von CycleOps (http://r2-bike.com/Cycle-Ops-Powertab-SL-Joule), sowie Quarq (http://www.quarq.com/). Beide haben teils wesentlich geringere Anschaffungskosten als die SRM Systeme.
Gegen eine Leistungsmessung am Hinterrad spricht, dass hier nicht dort gemessen wird, wo die Leistung vom Körper abgegeben wird. Stellt euch vor, welchen Verlust eine alte, gelängte Kette bringt. Ein ganz neuer Ansatz wird hier das System von Polar/ Look sein, mit einer Messung direkt in der Pedalachse, getrennt für jede Seite. So werden sich sogar unterschiedliche Beinleistungen erkennen lassen. Auch hier gibt es abseits des sportlichen Nutzens, etwas für Jedermann: unterschiedliche Leistunge je Bein deutet auf ein othopädisches Problem, d.h. heißt eine Fehlstellung im gesamten Körper hin. Dies könnte dann auch mal abseits des Rades Probleme verursachen.

Abseits der Kostenfrage ist aber ganz klar SRM der Goldstandard der Leistungsmessung am Fahrrad. In Sachen Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Montage und Bedienung unerreicht!

Es gibt übrigens auch ein etwas günstigeres Einsteigersystem (http://www.srm.de/index.php?option=com_virtuemart&Itemid=480&lang=de). Der eigentliche Radcomputer, bei SRM “Powercontrol” genannt muss nicht zwingend mit gekauft werden, da die SRM wireless Kurbeln durch den ANT+ Standard mit vielen anderen Geräten verbunden werden kann, so auch viele Garmin GPS Geräte (http://r2-bike.com/Garmin-edge-800-gps).

Seit der Bike Transalp 2010 komme ich dank SRM auch am MTB in diesen Genuß (http://r2-bike.com/srm-kurbel-fsa-k-force-light-mtb). Dort hat es mir wirklich geholfen auf den ersten Etappen nicht zu überziehen, sondern auf meinem Niveau zu fahren und das dafür halbwegs konstant bis nach Riva durchzuziehen. Eine grobe Auswertung mit ein paar Beispieldaten gibt es davon hier: http://www.2peak.com/archive/jbt2010.php.

Wichtig und sinnvoll ist natürlich zunächst eine Leistungsdiagnostik. Hier in den neuen Bundesländern würde ich das

IAT in Leipzig (http://www.iat.uni-leipzig.de/organisation/fachbereiche/sportmedizin/leistungsdiagnostik)

empfehlen, aber auch im

Uniklinikum Dresden (http://www.uniklinikum-dresden.de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/ort/sportmedizin/kontakt)

gibt es eine entsprechende Abteilung. die Kosten bewegen sich meist zwischen 90 und 130 EUR inkl. Atemgasanalyse. Die konkrete Ableitung der Trainingsbereiche ist jeweils inklusive.

Wer dann noch eine Trainingsbetreuung sucht, ist sicher bei einem der zahlreichen webbasierten Anbieter gut aufgehoben. Es gibt dort neben einem gratis Trainingstagebuch auch ganz individuelle Trainerangebote mit verschiedenen Tarifen. Hier kann ich www.2peak.com empfehlen. Selbst wenn man die intensive Betreuung sich vielleicht nicht über längere Zeit leisten will, lernt man in dieser Zeit ein Menge um später seine Trainingssteuerung selbst vorzunehmen. Sehr hilfreich ist auch das Buch “Die Trainingsbibel” von Joe Friel (http://www.zehn.de/die-trainingsbibel-fuer-radsportler-von-joe-friel-13306-1) zum Thema Periodisierung und Planung.

Angesichts der Komplexität dieses Themas ist dieser Text natürlich nur eine kurze Berührung der Oberfläche und erhebt keine Anspruch auf Vollständigkeit. Wichtig war mir vor allem, die Vorteile und Chancen der Leistungsmessung am Fahrrad ins Bewußtsein zu rücken.

Viel Spaß, solltet Ihr euch dafür entscheiden!

Ich stehe bei Interesse gerne für Fragen und Beratung zur Verfügung, mailt einfach an ra@r2-bike.de.

Ronald

2 Kommentare
  1. Ronald sagte:

    ich will es wirklich nicht mehr missen. auch wenn es viel geld kostet. entweder auf powertab umschwenken oder aber eine srm finanzieren, hält ja ein paar jahre. also wenn ihr das dann mal auf 3-4 Jahre rechnet, ist es für jeden machbar.

  2. Arndt sagte:

    Super Artikel und ein wirklich wichtiges Thema für jeden Rennfahrer der weiter kommen möchte!
    Doch für manche immernoch nur ein Traum fürs Training!

Kommentare sind deaktiviert.