Nachdem hier etwas zu den verschiedenen Achsstandards am Vorderrad zu lesen war, will ich jetzt etwas zum Hinterrad sagen.

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Dabei beschränkt sich dieser Text auf den MTB-Bereich. Dort ist seit sehr vielen Jahren eine Einbaubreite von 135mm und offene Ausfallenden für Achsen mit 10mm Durchmesser der meist verbreitete Standard. Hier lassen sich analog zum Vorderrad, hohle Achsen mit dünnen Schnellspannern, 10mm Schnellspannachsen, 10mm Schraubachsen oder 10mm Bolt-On-Versionen verbauen. Soweit und so gut.

 

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Wie auch am Vorderrad wurden Steckachsen im Downhill-Bereich auch am Hinterrad eingesetzt. Dabei sollte durch eine feste Verbindung der Ausfallenden die Steifigkeit und Stabilität des Hinterbaus erhöht werden.
Dabei gab es verschiedene Einbaubreiten und Achsdurchmesser. Mit der Zeit entwickelte sich aber eine 12mm Steckachse für eine Einbaubreite von 150mm zum Downhill-Standard. Die größere Einbaubreite erlaubt es, etwas mehr mit der Positionierung der Nabenflansche zu spielen um steiferes Hinterrad zu bauen.

Ob das durch einen flacheren Speichenwinkel oder eine möglichst symmetrische Speichenstellung geschieht, sei dahingestellt. Ein weiterer Punkt ist die Kettenlinie. Breite DH-Reifen, stabile Hinterbaulager und Kettenstreben, sowie eine Kettenführung für Kettenblätter zwischen 36 und 44 Zähnen brauchen Platz. Dieser wird geschaffen in dem die Kettenblätter samt Kurbel nach außen wandern. Dies kann durch längere Innlagerachsen oder direkt über breite Innenlagergehäuse (100mm, später 83mm) erreicht werden. Somit wird aber die Kettenlinie nach außen verschoben. Ein Fahren aller 9 Ritzel am schmalen 135mm Hinterrad ist dabei oft nicht mehr möglich. Durch Vergrößerung der Einbaubreite wandert der Ritzelblock ebenfalls nach außen. Deswegen findet man an Rahmen i.d.R. eine Kombination aus 12x150mm HR-Nabe und 83mm breitem Innenlagergehäuse.

Neben diesem DH-Standard existieren auch Steckachsen mit 135mm Einbaubreite und 10 oder 12 Millimetern Durchmesser. Dabei lassen sich Naben für 10x135mm Steckachse sowohl in Rahmen mit offenen Ausfallenden mittels eines 10mm Schnellspanners, als auch in Rahmen mit darin fixierten 10mm Steckachsen fahren.

 

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Nachteil aller HR-Steckachsen war bis dahin die fehlende Führung der Achsenden. So musste man Rahmen und Laufrad zueinander ausrichten bis die Bohrungen übereinstimmten damit die Steckachse eingeführt werden konnte. Das ist bei einem Platten auf der Tour nervig und im Rennen kann es die Sekunden (oder gar Minuten) zum Sieg kosten. Um die Steifigkeit der Steckachse mit dem Handling eines Schnellspanners zu vereinen brauchte es anscheinend erst die Idee der Firma Syntace.

 

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Syntace X12 oder 12x142mm heißt die Zauberformel. Ausgehend von der Einbaubreite von 135mm werden auf den Innenseiten beider Ausfallenden jeweils 3,5mm tiefe Nuten eingebracht (135mm + 2 x 3,5mm = 142mm). In diesen Nuten gleiten die Achsenden wie beim klassischen offenen Ausfallende an die richtige Stelle. Durch die einheitliche Wandstärke der Achsenden fallen die Bohrungen der Ausfallenden und der Nabe direkt übereinander und die Steckachse kann ohne Fummelei eingeführt werden.

Der Radeinbau wird gegenüber dem klassischen Schnellspanner sogar beschleunigt, da beim Einfädeln weder ein Schnellspannhebel, noch eine Rändelmutter im Weg sind. Dieser Standard hat somit keinen Einfluss auf die Kettenlinie, noch wird der Hinterbau dadurch breiter. Wie bei allen Steckachsen kommt auch hier der Vorteil zum Tragen, dass sich das Laufrad in den Ausfallenden nicht verschieben kann (durch Bremsen oder schiefe Landungen).

Damit die Umstellung von 135mm Schnellspanner auf 12 x 142 nicht zu einem Austausch des gesamten Equipments ausartet gibt es verschiedene Umrüstkits. Die Hope Pro 2 Hinterradnabe lässt sich z.B. vom klassischen Schnellspanner auf das 12 x 142 System umrüsten. Trek liefert beim neuen Fuel EX Ausfallenden für beide Systeme mit.

Hoffentlich kann ich damit helfen, die Verwirrungen der Achsstandards etwas zu lösen. Oder hab ich es schlimmer gemacht als vorher?

Andy