Eigentlich sollte die Trans Germany “Tour der Leiden” oder Qualen heißen…
Die nun schon dritte Ausgabe der MTB Etappenfahrt quer durch Deutschland war wie die letzten beiden Jahre vom schlechten Wetter geprägt. Diesmal sogar mehr als die beiden letzten Jahre, was bedeutet: täglich Regen und um die 15 Grad – und das im Juni!
Mit dabei waren Dani und ich von der Genius Generation, Ronald im ersten Extremtest auf einem Pronghorn und der Master Hans Grasegger. Da die Trans Germany in diesem Jahr kein Zweier-Team-Wettkampf mehr ist, konnten sich so viele Fahrer wie möglich in einem Team anmelden und es wurden immer die besten 4 gewertet.
Leider können wir erst jetzt vom Rennen berichten, da in die einzelnen Etappenorten nie Internet für uns zur Verfügung stand. Hier nun die einzelnen Etappen im Überblick…
1. Etappe: Erbach – Frammersbach
Der Auftakt der Bike-Trans-Germany gestaltete sich gleich als erster Leistungstest. Die mit vielen kurzen Anstiegen gespickte Etappe verlief hauptsächlich über den Eselsweg durch bewaldetes Gebiet. Die ersten 30km dieser Etappe wurden neutralisiert gefahren, da in Großheubach die Autobahnbrücke nur geschlossen überfahren werden durfte. Nach der Startfreigabe des Race Direktors Jens Uhlig aus Dresden ging es gleich knallhart los.
Auf den ersten 1,5h wurde ein 30km/h Schnitt gefahren. Ich reihte mich sofort in die zweite Gruppe ein, welche immer größer wurde da mehr und mehr Fahrer den Anschluss an die Spitze verloren. Unter anderem kam auch Karl Platt vom Team Bulls in diese Gruppe. Als es kurz vor Schluss dann in den letzten Berg und zugleich in die Bergwertung ging war für ihn jedoch kein Halten mehr, so dass er sich als Einzigster aus der Gruppe lösen konnte. In der letzten Abfahrt konnte ich mich dann auch noch um ein paar entscheidende Meter lösen und am Ende einen hervorragenden 19. Platz einfahren. Dani erging es ähnlich. Sie reihte sich in einer starken Männergruppe ein und konnte somit von deren Windschatten profitieren.
Mit einer sehr starken Leistung erreichte sie am Ende den 9. Platz. Unser Senior Hans Garsegger fuhr die ganze Zeit mit mir in einer Gruppe und holte einen klaren Sieg in der Masters Kategorie. Ronald rollte sich nach 1h Schlaf schmerzhaft ein und hatte dank seines übermäßigen Koffein -Genusses, die schlimmsten Krämpfe seiner Karriere…
2. Etappe: Frammersbach – Bischofsheim
Heute standen 86km mit ca. 2000hm quer durch die Wälder des Spessart an. Leider meinte Petrus es nicht gerade gut mit uns. Regenschauer und Temperaturen von gerade mal 13 Grad erschwerten die technisch anspruchslose Etappe. Ich konnte mich von Anfang an in der Spitzengruppe festbeißen, mitunter standen 40km/h und mehr auf dem Tacho. Erst kurz vor dem letzten Berg – dem Kreutzberg – musste ich die Gruppe ziehen lassen. Bei den widrigen Bedingungen kam ich richtig gut zurecht und fuhr im Ziel mit nur 8 min Rückstand auf den 21 Platz der Tagesgesamtwertung. Bei Dani lief es Anfangs auch sehr gut, doch dann kam ihr ein schleichender Plattfuss in die Quere. Dazu kam auch noch ein Hungerast, mit dem sie sich etwa 20 km rumschlagen musste. Am Ende stand ein wiederholt guter 10. Platz zubuche. Wie am Vortag holte Hans den Sieg in der Masters Kategorie. Diesmal reihte sich Hans in der Verfolger Gruppe ein und konnte diese bis zum Ziel behaupten.
3. Etappe: Bischofsheim – Oberhof
Die Etappe in den Osten. Auf der Königsetappe mit 93km und 2600hm ging es von der Rhön in den Thüringer Wald. Die Etappe war gezeichnet von viel Straßenanteil und höllischem Ostwind. Am ersten Anstieg trennte sich gleich die Spreu vom Weizen. Ich erwischte die zweite Verfolgergruppe, welche nach ca. 25km mit der ersten Gruppe zusammenkam. Nach meinen zwei letzten starken Tagen wollte ich einmal einen Tag etwas ruhiger treten. Ich lies am vorletzten Anstieg hinauf zur Dolmar den Anschluss zur Gruppe reißen, da weiterhin ein höllisches Tempo veranschlagt wurde. Der Aufstieg hinauf zum Rennsteigkamm ereignete sich schlechter als gedacht, so dass ich mehr Zeit verlor als gedacht. Am Ende kam trotz aller Umstände ein beachtlicher 33. Platz heraus. Zu Hans Grassegger muss wiederum nicht viel gesagt werden… Er fährt wie eine Maschine in der Masters Kategorie vorne weg. Ronald kommt immer besser in Schwung. Er scheint die Vorteile seines Fullys voll zu nutzen und rollt immer besser über die nicht endenden Wurzeltrails. Dank des Fullys spart man gerade auf Wurzeln und holprigen Wegen extrem viel Kraft, da man einfach sitzen bleiben kann und die Beine nicht so überanstrengen muss.
4. Etappe: Oberhof – Bad Steben
Der Rennsteig hat seine Tücken. Bei wiedeholt nasskaltem Wetter startete der Tross pünktlich 9 Uhr auf die Rennsteigetappe mit dem wohl unschärfsten Sägezahnprofil. Die längste Etappe über 120km sollte zur Tortur für alle werden. Ich hatte nach einer schlaflosen Nacht starke muskuläre Probleme und entschied mich etwas ruhigeren zu fahren. Leider verwandelten sich die Schmerzen in Krämpfe… Dani und Ronald fanden sich in einer Gruppe wieder, womit Ronald gerade auf den langen Geraden Dani super helfen konnte. Nach einem Platten an Danielas Hinterrad viel sie etwas zurück erreichte jedoch trotzdem noch einen konstanten 10. Platz. Übrigens: An Ronalds Pronghorn sind nach 4 Tagen noch keine Probleme festzustellen!
5. Etappe: Bad Steben – Schöneck
Aufgrund der wieder ausgebrochenen Erkältung bei mir, entschloss ich mich, an diesem Tag nicht mehr an den Start zu gehen. Die Gefahr bei diesem Wetter und dieser Belastung eine Herzmuskel-Entzündung zu riskieren ist einfach zu groß. Mittlerweile haben schon 65 Fahrer die Trans-Germany verlassen – überwiegend wegen Krankheit. Bei einer derartigen Dauerbelastung fährt das Immunsystem so weit herunter, dass der Körper extrem anfällig ist. Die Pechsträhne ging weiter… Bei Dani brach nach 40km die Matchmaker Halterung, so dass der Trigger nun am Lenker lose herumhing. Ich, der nun im Begleitfahrzeug saß, konnte bei der Verpflegung den Schalthebel provisorisch mit Kabelbindern fixieren. Trotzallem konnte Dani nur noch die letzten 3 Gänge schalten. Ronald vermaß zweimal die Strecke, konnte jedoch trotzdem sein bisher bestes Tagesresultat einfahren. Der unschlagbare Master Hans Grasegger wiederholte seine Siegesserie und damit seinen 5. Tagessieg.
6. Etappe: Schöneck – Oberwiesethal
Auf das Dach der Tour. Die Etappe über den Fichtelberg zeigte sich als erste Etappe ohne Regen. Auch das Material spielte bei allen vorzüglich mit. Dani mit neuem Matchmaker und Ronald mit geradem Lenker. Ronald scheint sich auf dieser Trans-Germany extrem fit gefahren zu haben. Er ist jeden Tag besser geworden. Trotz lang anhaltender Krankheit und sehr wenigen Trainingskilometern konnte er seine Platzierung täglich verbessern. In Oberwiesenthal konnte er einen sehr guten 65. Platz einfahren. Dani lässt ebenfalls keinen Ermüdungserscheinungen erkennen und kann ihren 8. Platz in der Gesamtwertung erfolgreich verteidigen. Bei dem Master Hans Grasegger scheinen jedoch leider die Kräfte etwas auszugehen. Er erreichte das Ziel nur als 10. Der Sieg in der Gesamtwertung ist ihm mit über 1h Vorsprung nicht mehr zu nehmen.
7. Etappe: Oberwiesenthal – Seiffen
Der Abschluss der dritten Bike Trans Germany. Die Strecke führte zunächst über den Erzgebirgshauptkamm sowie über Teile der Original EBM Strecke. Daniela erreichte zum Abschluss noch einmal ein fulminaten 7. Platz. Das Pronghorn verbesserte sich erneut und fuhr auf einen sehr guten 56. Platz. Tagesbester war wiederrum der Master Hans Grasegger, der die Masterkonkurrenz auf der letzten Etappe sowie in der Gesamtwertung für sich entschied.
Das Resümee der drei Männer und einer Frau ist ganz unterschiedlich. Ich hatte mich eigentlich ein Endgesamtrang unter den ersten 25 ausgemalt wurde jedoch vom schlechten Wetter und der daraus resultierenden Krankheit aus dem Rennen geworfen. Dani konnte ihren Erwartungen gerecht werden und ein Top-10-Resultat einfahren. Ronald wollte die Trans-Germany ganz als Training fahren, um zu testen, ob er mit 33 Jahren überhaupt noch Rennen fahren kann 😉 Das Ergebnis der Testfahrt für Körper und Rad war mehr als erfolgreich. Hans holte einen klaren Sieg in der Masters Kategorie mit 1h Vorsprung auf den Zweiten. Die Zeichen für die Transalp stehen also sehr gut.
Als Ergebnis für die Veranstaltung ist zu sagen, dass die Strecke trotz zwischenzeitlich langatmiger Abschnitte eine sehr schöne Tour quer durch Deutschland ist. Vieleicht sollten bei einer Fortführung dieser Veranstaltung eine neue Strecke ausgewählt werden. Außerdem macht der Einzelmodus das Rennen extrem schnell, was gerade für “Hobbyfahrer” zu hart geworden ist.
Euer Alex
ca. 660 Kilometer und 15.300 Höhenmeter in 7 Tagen
Wie lang war die Strecke denn insgesamt? lg